Transparente Kommunikation: Landwirtinnen und Landwirte im Dialog – © HdbL-Herrsching
Wir sprachen für AgrarKommunikation.de mit Dr. Michael Lendle über die Krisenkommunikation der Agrarbranche. Dr. Lendle ist Vorstandsmitglied und Managing Partner bei der AFC Consulting Group AG in Bonn. Das Gespräch mit ihm macht deutlich, warum es für die Landwirtschaft entscheidend ist, proaktiv zu kommunizieren.
Herr Dr. Lendle, Sie haben über 30 Jahre Erfahrung in der Agrarwissenschaft und Krisenkommunikation. Was hat sich in dieser Zeit in Bezug auf die öffentliche Wahrnehmung und das Krisenmanagement geändert?
Die Bilder von Tierhaltung haben eine enorme Macht und negative Informationen bleiben haften. Früher konnte die Agrarbranche vieles durch Abwarten aussitzen, ohne auf Kritik einzugehen. Heute können negativ behaftete Bilder und Informationen durch die sozialen Medien deutlich häufiger geteilt und verbreitet werden. Und wir wissen: Negative Schlagzeilen bleiben in den Köpfen haften. Die moderne Gesellschaft verlangt also immer stärker nach Transparenz und klaren Antworten. Dies hat dazu geführt, dass Krisen vorprogrammiert sind, wenn wir nicht aktiv und transparent kommunizieren.
Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptursachen für die Verdopplung der Meldungen über Missstände in den letzten Jahren?
Der bereits angesprochene Wunsch der Gesellschaft nach Transparenz und das gesteigerte Bewusstsein für landwirtschaftliche Praktiken sind die Hauptgründe. Wo früher nur Bilder kursierten, werden heute ernsthafte Fragen gestellt. Es ist entscheidend, dass die Branche nicht anderen die Meinungsbildung überlässt.
Wie sollte die Agrarbranche Ihrer Meinung nach auf Kritik reagieren?
Die Branche muss aktiv in die Kommunikation gehen, eigene Geschichten erzählen und zeigen, dass es viel mehr positive Entwicklungen gibt. Es geht darum, die Öffentlichkeit mit auf die Reise zu nehmen und dabei transparent und ehrlich zu bleiben. Ein fortlaufender Dialog mit der Öffentlichkeit, bei dem auch unangenehme Themen offen angesprochen werden müssen, ist essentiell. Die Branche sollte sich bewusst machen, dass Kritik auch eine Chance ist. Es geht darum, nicht nur zu reagieren, sondern proaktiv zu handeln, Strategien zu entwickeln und diese konsequent umzusetzen. Kommunikation muss Teil eines umfassenden Konzepts sein, das auf Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit basiert. Nur so kann die Branche langfristig Vertrauen und Wertschätzung zurückgewinnen.
Die Fragen stellte Stefan Luther
Podcast-Tipp: Gesellschaftsorientierte Kommunikation
Die Kritik an der Landwirtschaft ist allgegenwärtig – doch wie gehen wir bestmöglich damit um?
Im Podcast spricht Dr. Manuel Ermann, Vorsitzender des DLG-Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit mit Dr. Michael Lendle, Kommunikationsexperte von AFC Consulting und mit Landwirt Sebastian Horn darüber, wie man erfolgreich mit einer kritischen Gesellschaft kommunizieren kann. Erfahren Sie, weshalb Transparenz derzeit so elementar ist und welche Strategien dabei helfen, Vertrauen in die moderne Landwirtschaft zurückzugewinnen. Lassen Sie sich durch diese Episode für eine nachhaltige Agrarkommunikation inspirieren und motivieren.
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