Zehn Gebote für gelungene Kommunikation

von | 27. Mrz. 2024 | Gastbeiträge

Ein Landwirt im Gespräch mit einer Verbraucherin

Bild: ©Forum Moderne Landwirtschaft e.V.

Egal ob mit Verbrauchern, dem Nachbarn oder in der Familie wir können nicht „nicht“ kommunizieren. Hier sind ein paar praktische Tipps für eine gelungene Kommunikation im Miteinander.

AUF DEN PUNKT

  • Jegliches Tun unsererseits hat eine kommunikative Wirkung.
  • Kommunikationsfertigkeiten kann man erlenen.
  • Mit kleinen Tricks schaffen Sie ein vertrauenswürdiges Gesprächsklima.

Schwierige Gespräche gibt es überall: mit Nicht-Landwirten, dem Nachbarn oder in der Familie. Hinsichtlich menschlicher Kommunikationsmuster lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen der Theorie, um in der Praxis so richtig kommunikativ zu punkten. Menschen verarbeiten Informationen so, dass diese unsere Voreinstellungen beziehungsweise unsere kulturellen Identitäten schützen. Doch was heißt das? Wir verknüpfen bereits vorhandenes Wissen und gleichen es mit den neuen Informationen ab. Besonders im Dialog mit der Gesellschaft stellt diese Tatsache unsere Branche vor Herausforderungen, wenn Gesprächspartner ein verzerrtes Bild der Landwirtschaft vor Augen haben. Denn vielfach denken wir, dass unsere Meinung auch der Wahrheit entspricht und definitiv die richtige ist. Und Konflikte und Missverständnisse entstehen dann, wenn wir versuchen, unser Gegenüber von unserer persönlichen Meinung beziehungsweise mit unserem Fachwissen zu überzeugen.

Wenn Sie jedoch ein paar Spielregeln beachten, sind Sie auch schwierigen Situationen gewachsen. Dies möchte ich Ihnen anhand eines Beispiels näherbringen. Stellen Sie sich vor, eine Schulklasse möchte Ihren Betrieb besuchen. Zur Vorbereitung fahren Sie zu einem Elternabend in die Schule, um Ihren Betrieb vorzustellen. Noch bevor Sie beginnen, kommt ein Elternpaar auf Sie zu und spricht Sie an: Die Landwirtschaft ist verantwortlich dafür, dass unsere Kinder im Sommer nicht mehr im Waldsee schwimmen gehen können. Pestizidrückstände und viel zu viel Gülle verpesten die Gewässer und dann werden immer noch mehr Riesenställe für die Massentierhaltung gebaut. Für Tiere, die mit Futter von riesigen Monokulturflächen ernährt werden, anstatt dass dort Lebensmittel für uns Menschen produziert werden. Und wir sollen unsere Kinder nun zu Ihnen auf den Hof schicken?“ Das sind erst mal eine ganze Menge Informationen. Bevor Sie nun intuitiv antworten, gehen Sie kurz in sich und lassen die folgenden Empfehlungen auf sich wirken.

1. Hören Sie genau hin

Hören Sie – sinnbildlich – einmal genau hin, was die Eltern Ihnen erzählen, und machen Sie sich nicht direkt Gedanken, was Sie an welcher Stelle erwidern können. Hören Sie genau zu und greifen dann einen oder zwei Aspekte der Aussage in Ruhe auf.

2. Fragen Sie nach

Fragen Sie für ein besseres Verständnis einmal konkret zu den Aussagen nach:

„Was meinen Sie genau damit, dass Ihre Kinder nicht mehr im See schwimmen können? Was gibt Ihnen den Grund, an der Wasserqualität unseres Sees zu zweifeln?“ Die Aussage der Eltern enthält eine Vielzahl an Informationen, die im ersten Augenblick für Sie in keinerlei Bezug stehen können, da Sie die Eltern nicht kennen und keine weiteren Hintergrundinformationen über sie haben. Ein Nachfragen signalisiert, dass Sie sich für das Gespräch interessieren und es ernst nehmen, ohne dabei direkt persönlich zu werden.

3. Beziehen Sie sich auf Ihren Hof

Stehen Sie für sich und Ihren Betrieb ein. Berichten Sie den Eltern von Ihren persönlichen Erfahrungen. Das macht Sie authentisch und echt. Dann brauchen Sie sich auch nicht von pauschalen Angriffen gegen die Landwirtschaft persönlich angegriffen zu fühlen.

Erzählen Sie zum Beispiel, dass Sie gerade letzte Woche die Felder, die direkt an die Bäche und den See grenzen, noch mal abgefahren sind, um die Gewässerrandstreifen zu begutachten. Erklären Sie ihnen, dass es sich dabei um einen 5 m breiten Randstreifen handelt, auf dem kein Getreide wächst, sondern mehrjährige nektar- und pollenspendende Ackerwildkräuter, die den Insekten in direkter Nähe zu Ihrem Getreide Abwechslung bieten.

4. Respektieren Sie andere Meinungen

Respektieren Sie andere Meinungen und Ansichten. Das fällt nicht immer leicht, ja, bietet aber auch Möglichkeiten, Ihren eigenen Horizont zu erweitern und Vertrauen aufzubauen. Vermitteln Sie den Eltern, dass Sie ihre Meinung nachvollziehen können. Erklären Sie Ihnen, dass es Ihnen aber nicht immer möglich ist, Lebensmittel statt Tierfutter anzubauen, weil zum Beispiel Ihre Flächen gewisse Qualit.tsansprüche für Brotgetreide nicht erfüllen. Finden Sie einen Vergleich für das Elternpaar, damit es besser verstehen kann, was das heißt. Sagen Sie ihnen zum Beispiel, dass das genauso ist, wie wenn man ein anspruchsvolles Rosengewächs im Sandkasten der Kinder erblühen lassen möchte.

5. Nehmen Sie die andere Position ein

Versetzen Sie sich in die Situation der Eltern und nehmen Sie selbst einmal die Position eines Außenstehenden ein. Das hilft, Wünsche, Bedürfnisse und Ängste Ihres Gegenübers nachzuvollziehen. Die Mutter und der Vater haben im Zweifelsfall Angst um die Gesundheit ihrer Kinder. Sie können die Gegebenheiten, die auf einem landwirtschaftlichen Betrieb vorherrschen, nicht einschätzen und sind skeptisch, was bei dem Ausflug auf die Kinder zukommen könnte. Brechen Sie das Eis, indem Sie erzählen, dass Sie selbst Kinder haben und ebenfalls wollen, dass sie in einem sauberen See schwimmen gehen können. Erklären Sie den verunsicherten Eltern, dass Sie die Düngung an die Wachstumsbedürfnisse der Pflanzen anpassen und die Pflanzen somit alle Nährstoffe aus der Gülle aufnehmen können, sodass keine Rückstände ausgewaschen werden. Bieten Sie an, den Kindern beim Ausflug zu zeigen, wie die Bedarfsermittlung funktioniert.

6. Klären Sie Fremdworte auf

Drücken Sie sich klar und deutlich aus, sodass Ihr Gesprächspartner Ihnen nicht mit einem Fragezeichen im Gesicht gegenübersteht. Bemühen Sie sich, in Gesprächen, in denen viele Fremdworte fallen, deren Bedeutung direkt aufzuklären. Bleiben wir beim Beispiel Bedarfsermittlung. Diesen Begriff gibt es ja nicht nur in der Landwirtschaft. Eigentlich steht mittlerweile auf jedem Lebensmittel eine empfohlene Verzehrmenge. Die besagt im übertragenen Sinne, wie viel Nahrung wir zu uns nehmen sollen, damit wir gut versorgt sind und unser Körper nichts einfach so ungebraucht ausscheidet.

7. Fassen Sie sich kurz

Kommen Sie auf den Punkt und fassen Sie sich kurz. Die Aufmerksamkeitsspanne des Menschen ist kurz und ein Gespräch lebt vom Austausch untereinander, wie ein Fußballspiel vom Ballwechsel.

8. Achten Sie auf Gestik und Mimik

Achten Sie auf Ihre Körpersprache, die sagt nämlich auch eine Menge über Sie aus. Abgeneigte Gestik und Mimik können positive Worte überspielen. Es ist durchaus verständlich, dass Sie bei diesem .kommunikativen Überfall“ der Eltern eine schützende Körperhaltung einnehmen. Doch die wirkt nach außen abwehrend. Wenn Sie also etwas positiv ernst meinen, zeigen Sie dies auch mit Händen und Füßen und verschränken Sie sie nicht.

9. Tue gutes und rede darüber

Gehen Sie guten Gewissens in die Offensive – frei nach dem Motto: Tue Gutes und sprich auch darüber! So signalisieren Sie Ihrem Gegenüber Kommunikationsbereitschaft. Erzählen Sie der Mutter und dem Vater ruhig, dass Sie und Ihre Mitarbeiter vergangenes Jahr ein paar Sitzbänke und Infotafeln an Ihren Ackerrandstreifen aufgestellt haben. Laden Sie sie ein, mit Ihnen auf den Acker zu fahren und ihnen einen praxisnahen Einblick in Ihre Arbeit mit Gülle und Co. zu geben.

10. Übung macht den Meister

Üben Sie! Denken Sie bei Gesprächen bewusst an die kleinen Tipps und Tricks, die Sie hier gelesen haben, und reflektieren Sie Ihre Erfahrungen.

Henriette Keuffel

Projektleiterin AgrarScouts-Netzwerk, Forum Moderne Landwirtschaft e.V.

M.Sc. Agribusiness, Mitglied im DLG-Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit
moderne-landwirtschaft.de

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