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Landwirtschaft macht Schule – Wie machst Du Deinen Hof zum Lernort?
Was treibt Dich im Umgang mit Schulen und Kindergärten an? Möchtest Du als Landwirt:in Schulklassen auf Deinen Hof einladen, um aktiv Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben? Willst Du Deinen Hof zum Lernort Bauernhof machen, um Schüler:innen und Lehrenden die landwirtschaftliche Praxis näher zu bringen? Wollen die Mitschüler:innen Deiner Kinder einen Hofbesuch machen? Oder willst Du Bauernhofpädagogik als einen Betriebszweig aufbauen? Auf dieser Seite findest Du Tipps, Inspirationen und Links zu Materialien und Fortbildungen, mit denen Du Dich gut vorbereiten kannst
Die große Chance für die Öffentlichkeitsarbeit: Bauernhofpädagogik bringt Landwirtschaft dorthin, wo sie verstanden werden muss – in die Gesellschaft. Immer mehr Landwirt:innen öffnen ihre Höfe für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und ermöglichen damit direkte Begegnungen mit Tieren, Pflanzen und landwirtschaftlichen Abläufen. Hier wird nicht nur Wissen vermittelt – hier wird Landwirtschaft mit allen Sinnen erfahren.
Ob Schulklasse, Kindergarten oder Seniorengruppe – wer einen pädagogischen Bauernhof besucht, versteht Landwirtschaft auf eine neue, persönliche Weise. Du möchtest zeigen, wie moderne Landwirtschaft wirklich funktioniert? Dann erfahre, wie Du mit Bauernhofpädagogik Bildung schaffst, Vertrauen stärkst und Deinen Hof zu einem besonderen Ort des Lernens machst.
Landwirt:innen als Lehrende: Was Du mit Bauernhofpädagogik erreichen kannst
Viele Verbraucher:innen haben kaum noch direkten Bezug zur Landwirtschaft. Was im Supermarkt liegt, erscheint oft anonym – der Weg vom Feld zur Verpackung ist unbekannt. Ein Besuch auf dem Bauernhof ändert das.
Du kannst zeigen, wie verantwortungsvoll Tiere gehalten werden, warum Pflanzenschutz nötig ist oder wie Kreisläufe auf dem Betrieb funktionieren. Durch diesen Einblick wächst Verständnis – bei Kindern, Eltern, Lehrer:innen und Entscheidungsträgern gleichermaßen.
Gleichzeitig leistest Du einen wichtigen Beitrag zur Verbraucherbildung:
- Du erklärst, wie Kaufentscheidungen den Markt beeinflussen.
- Du vermittelst, was Saisonalität und Regionalität bedeuten.
- Du stärkst das Bewusstsein für Umwelt, Klima und Tierwohl.
So wird Dein Hof zu einem Ort, an dem Landwirtschaft wieder greifbar wird – und nicht nur kritisiert, sondern verstanden wird.
Warum lohnt sich Bauernhofpädagogik – für Dich und Deine Besucher:innen?
Ein pädagogischer Bauernhof bietet nicht nur Kindern einen Ort zum Lernen und Erleben – er schafft auch neue Perspektiven für Landwirt:innen. Wer seinen Hof öffnet, macht Landwirtschaft sichtbar, verständlich und greifbar. Das stärkt das Vertrauen in die Landwirtschaft und bringt Wertschätzung zurück aufs Land.
Für Dich als Hofbetreiber:in bedeutet das eine neue Einkommensquelle, aber auch eine erfüllende Aufgabe. Du wirst zum*r Botschafter:in Deiner Arbeit – und gibst Dein Wissen und Deine Erfahrung direkt an die nächste Generation weiter.
Und nicht zuletzt: Ein Besuch auf dem Bauernhof hinterlässt Spuren. Egal ob Kind, Jugendlicher oder Senior – wer einmal Landwirtschaft mit eigenen Augen gesehen und mit den Händen gespürt hat, nimmt ein echtes Erlebnis mit nach Hause.
Wer interessiert sich für einen Besuch auf Deinem Erlebnisbauernhof?
Ein pädagogischer Bauernhof spricht viele Zielgruppen an – vom Kindergartenkind bis zur Seniorengruppe. Besonders Kinder sind voller Neugier, wenn sie zum ersten Mal auf einem Bauernhof stehen: Wie leben die Tiere? Was macht der Landwirt den ganzen Tag? Warum hat die Kuh Flecken? Genau hier setzt die Bauernhofpädagogik an – mit echten Erlebnissen statt grauer Theorie.
Für Kindergärten und Grundschulen steht das spielerische Entdecken im Mittelpunkt. Die Kinder dürfen Tiere füttern und streicheln, das Hofleben beobachten und natürliche Kreisläufe mit allen Sinnen erfahren. In der weiterführenden Schule (ab Klasse 5) kann die Wissensvermittlung stärker fachlich ausgerichtet werden – etwa auf Themen wie Tierhaltung, Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit oder Lebensmittelverarbeitung. Viele Lehrpläne aus Fächern wie Biologie, Erdkunde oder Technik bieten hier gute Anknüpfungspunkte.
Auch für Berufsschulen, Hochschulen oder Universitäten sind landwirtschaftliche Betriebe wertvolle Lernorte – zum Beispiel für den Bereich Agrarwirtschaft, Ernährung, Umweltbildung oder soziale Arbeit.
Nicht zu vergessen: Auch Senior:innen profitieren vom Kontakt zu Tieren, Pflanzen und der ländlichen Umgebung. Viele erleben dabei ein Stück Kindheit wieder, finden Ruhe und Inspiration – und reagieren oft mit erstaunlich positiven emotionalen und gesundheitlichen Effekten.
Was lernen Kinder auf dem Bauernhof?
Ein Bauernhof ist ein Ort des Lernens mit Herz, Hand und Verstand. Kinder erleben die Landwirtschaft nicht als abstrakten Begriff, sondern als lebendigen Alltag: Sie sehen, hören, riechen, fühlen und verstehen. Durch diese sinnliche Erfahrung wird Wissen nachhaltig verankert.
Beim Füttern der Tiere, Einstreuen der Ställe oder Ernten im Garten übernehmen Kinder aktiv Aufgaben – das fördert Verantwortungsbewusstsein, Selbstvertrauen und soziales Lernen. Gleichzeitig entstehen Fragen, auf die sie direkt vor Ort Antworten finden können. So entwickelt sich ein echtes Interesse an Naturzusammenhängen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Kinder bauen einen Bezug zu Lebensmitteln und ihrer Entstehung auf. Sie verstehen, wie viel Arbeit in einem Glas Milch oder einem Stück Brot steckt – und warum Regionalität, Saisonalität und Nachhaltigkeit wichtig sind. Auch Werte wie Respekt, Geduld und Achtsamkeit gegenüber Mensch, Tier und Natur werden dabei ganz natürlich vermittelt.
Erste Schritte: So startest Du mit Bauernhofpädagogik auf Deinem Betrieb
Viele Landwirt:innen starten mit einer Schulklasse oder einem Mottotag. Der Aufwand ist überschaubar, der Effekt oft erstaunlich groß. Wichtig ist, dass Du Deine Angebote strukturiert angehst – angepasst an Deinen Betrieb und Deine Zielgruppen.
So kommst Du ins Rollen ⇒
Kooperationspartner suchen
Sprich gezielt Schulen, Kitas oder Bildungsträger an. Oft suchen Lehrkräfte händeringend nach außerschulischen Lernorten. Auch Seniorenheime oder Hochschulen sind mögliche Partner.
Erste Programme entwickeln
Starte mit einfachen Formaten: eine Hofführung, ein Projekttag, ein Erlebnistag zur Milch. Wichtig ist, dass Du klar kommunizierst, was Besucher erwartet – und was möglich ist.
Fortbildungen & Netzwerke nutzen
Ob Lehrgänge bei der LWK, das Netzwerk „Lernort Bauernhof“ oder Praxistipps von Kolleg:innen – es gibt viele Angebote, um Dein Wissen zu erweitern.
Infos und Material für Deinen Erlebnisbauernhof
i.m.a. Netzwerk Lernort Bauernhof
Das Netzwerk bietet zahlreiche praxisnahe Materialien, Ideen und Veranstaltungen. Landwirt:innen können sich hier aktiv vernetzen.
Planungshilfen vom BZL
Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft stellt Checklisten, Infoflyer und zu Arbeitsblättern kostenfrei zur Verfügung.
BAG Lernort Bauernhof
Ein zentrales Netzwerk für Bauernhofpädagogik. Hier findest Du Infos zu Fortbildungen, Konzepten und politischen Entwicklungen.
Lehrmaterialien
Milchland Niedersachen bietet praktische Unterlagen von der KiTa bis zur Sekundarstufe
BildungsBissen
Unterichtseinheiten rund um Pflanzen als nachwachsende Ressource – Untersichtsmaterialien zum Downloaden
Landwirtschaft macht Schule
Landwirtschaft in den Unterricht integrieren. Hier finden Landwirte, Lehrkräft und Verbände weitere Informationen.
Kühe & Käse:
Ein speziell auf Milchviehhaltung ausgerichtetes Angebot mit vielen Infos für Kinder und Jugendliche. Der Schwerpunkt liegt auf Hofpädagogik.
Wege der Milch
Ein speziell auf Milchviehhaltung ausgerichtetes Angebot mit vielen Infos für Kinder und Jugendliche. Der Schwerpunkt liegt auf Hofpädagogik.
Draußen-Aktionen:
Das Netzwerk bringt Öko-Betriebe zusammen, die ihren Hof für Besucher:innen öffnen.
Lernort Bauernhof: Das kannst Du auf Deinem Betrieb zeigen
Ist der erste Schritt getan und Schule, Kindergarten oder Altenheim gefunden, stehst Du vor der Frage: Was kann ich zeigen und wie organisiere ich eine spannende Zeit auf meinem Betrieb?
Erlebnisbauernhof bedeutet, dass Landwirtschaft mehr ist als Theorie – sie wird erlebt. Vom Kälberstall bis zum Melkroboter, vom Silohaufen bis zum Mähdrescher – jede Station auf Deinem Betrieb erzählt eine eigene Geschichte.
Wir haben Dir einige Stationen zusammengestellt, die sich für altersgerechte Vermittlung – je nach Zielgruppe mit Mitmachaktionen, Fragen oder kleinen Aufgaben – eignen.
Stall & Tierhaltung
Erkläre die Haltungsformen, den Aufbau des Stalls, Komfortmaßnahmen wie Liegeflächen oder Massagebürsten – und warum Tierwohl nicht nur ein Wort ist, sondern Dein täglicher Anspruch.
Fütterung & Kreislauf
Was frisst ein Tier am Tag? Woher kommen die Komponenten der Ration? Lass die Besucher selbst schätzen, wie viel ein Tier frisst – und wie Silage riecht oder sich Körner anfühlen.
Technik & Digitalisierung
Zeig, wie moderne Landwirtschaft arbeitet – vom GPS-gesteuerten Traktor bis zur Software im Ohr der Kuh. Viele Kinder (und Erwachsene) sind überrascht, wie viel Technik auf einem Hof steckt.
Direktvermarktung & Lebensmittel
Wenn Du selbst vermarktest oder verarbeitest: Zeige die Kette vom Stall zum Glas. Hier lässt sich besonders gut vermitteln, wie viel Arbeit in unseren Lebensmitteln steckt – und warum sie Wertschätzung verdienen.
Sei offen für den Dialog:
Nutze das Treffen mit interessierten Menschen auf Deinem Betrieb, um Brücken zu bauen
Vor allem die Nutztierhaltung steht immer wieder in der Diskussion – steigender gesellschaftlicher Druck und ein Wertewandel erschweren das tägliche Tun.
Wie erlangst Du wieder das Vertrauen von kritischen Besuchern: Vertrauen und Transparenz. Bevor kritische Stimmen laut werden, ist es am einfachsten proaktiv die eigene Geschichte zu erzählen. Denn nur Du weißt genau, welche positiven Entwicklungen und Fortschritte dein Betrieb erreicht hat. Nicht reagieren, sondern Initiative zeigen.
Finde den richtigen Aufhänger, um Deinen Betrieb zu zeigen
Es braucht nicht viel, um Menschen für einen Besuch auf Deinem Hof zu begeistern – oft reicht ein besonderer Anlass oder ein saisonales Thema. Überlege Dir, was Du zeigen möchtest: Geht es um die erste Aussaat im Frühling? Die Getreideernte im Sommer? Oder möchtest Du den Weg vom Kalb zur Milchkuh begleiten?
Mach sichtbar, was Deinen Betrieb besonders macht – ob durch ein wiederkehrendes Jahresthema, ein aktuelles Projekt oder einfach den lebendigen Alltag auf dem Hof.
Solche Veranstaltungen sind nicht nur pädagogisch wertvoll, sondern stärken auch Deine Sichtbarkeit in der Region. Sie lassen sich ideal mit Pressearbeit oder Social Media kombinieren – und bieten so eine gute Gelegenheit, den Dialog mit Verbraucher:innen zu fördern.
Formate und Veranstaltungen, um Besuch auf Deinen Betrieb einzuladen
Hoffeste & Erntedank
Klassisch, aber wirkungsvoll – mit Programm für Groß & Klein.
Projekttage mit Schulen
Zum Beispiel: „Vom Korn zum Brot“ oder „Leben im Stall“.
Tag der Milch, 1. Juni
Ein idealer Anlass, um Deine Milchviehhaltung zu zeigen.
Grüne Klassenzimmer oder Schuläcker
Langfristige Kooperationen mit Schulen vor Ort.
Weitere Tage des ...
Tag der Erdbeere (24. Mai), Tag der Heidelbeere (7. Juli) oder Tag der Kartoffel (30. Mai) – vieles ist möglich.
Weitere Lesetipps und Vorschläge für Dich
In unseren Blogposts findest Du hilfreiche Tipps und Tricks. Sei es zu dem Besuch einer Schulklasse („Landwirtschaft macht Schule“) oder wie Du besser mit kritischen Meinungen umgehen kannst („Weniger Kritik dank transparenter Kommunikation“).
Öffne Deine Stalltore, traue Dich, Deinen Betrieb mit all seinen Facetten zu zeigen und nutze vorhandene Materialen und Unterstützungsmöglichkeiten. Das Rad muss nicht neu erfunden werden und es gibt viele Anlaufstellen und Praxisbeispiele.
Was Du mitbringen solltest, um mit Bauernhofpädagogik zu starten
Grundsätzlich gilt: Jeder landwirtschaftliche Betrieb kann sich für Bauernhofpädagogik öffnen. Du brauchst keine besonderen Vorkenntnisse – aber eine große Portion Offenheit und Freude daran, mit Menschen zu arbeiten.
Dabei solltest Du im Vorfeld unbedingt einen Blick auf Deine Haftpflichtversicherung werfen. Je nach Versicherer kann eine Zusatzversicherung oder eine Erweiterung notwendig sein.
Checkliste für deine Haftpflichtversicherung
Hilfreiche Tipps von der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).
Wer tiefer einsteigen möchte, hat viele Möglichkeiten zur Weiterbildung:
Die Landwirtschaftskammern bieten z. B. mehrtägige Qualifizierungen (meist 12-tägige Lehrgänge) speziell zur Bauernhofpädagogik an. Auch Netzwerktreffen, Lehrmaterialien und Beratung gehören oft zum Angebot. Tipp: Schau einfach mal auf der Website Deiner Landwirtschaftskammer vorbei – dort findest Du aktuelle Kurse, Termine und Ansprechpartner:innen in Deiner Region.
Fazit: Dein Hof, Dein Wissen, Deine Chance mit Bauernhofpädagogik
Mit Bauernhofpädagogik leistest Du einen Beitrag für die Bildung – und für das Image der Landwirtschaft. Du zeigst, wie moderne Landwirtschaft wirklich funktioniert. Ehrlich, bodenständig, praxisnah.
Du schaffst Lernräume, baust Brücken zu Verbraucher:innen und entwickelst Deinen Betrieb weiter. Ob mit kleinen Führungen oder einem umfassenden Lernangebot: Der Einstieg lohnt sich. Für die Besucher – und für Dich.
